Zukunft: Chancen eines Steinbruchs
Artenreichtum dank Renaturierung
Ein Steinbruch ist ein Eingriff in die Landschaft und Natur. Dennoch liegen in ihm auch Chancen für selbige. Die Eingriffe in die Natur und die Ausgleichsmaßnahmen werden bilanziert. Bei diesem Projekt ist ein Bilanzüberschuss für die Natur gegeben. So werden etwa Fichtenbestände zu Erlenbeständen umgewandelt. Bereits während der Abbauphase können sich seltene Tier- und Pflanzenarten im Steinbruch ansiedeln. Während des Abbaubetriebes gibt es geeignete Begleitmaßnahmen, der Artenreichtum wird zusätzlich gefördert. Durch die Renaturierung nach der Abbauphase wird ein neues natürliches Ökosystem, eine Art Ursprungslandschaft erschaffen. Schroffe Felsabbrüche, Nischen und alte Fahrspuren fördert eine hohe Artenvielfalt und bietet Raum für Pflanzen und Tiere mit unterschiedlichsten Überlebensstrategien. Ein Vorteil ist zudem, dass – im Gegensatz zu forst- und landwirtschaftlichen Nutzflächen – keine Düngemittel und Pestizide eingesetzt werden.
Reduzierung der Granit-Vorbehaltsgebiete im vorderen bayerischen wald
Im Zuge der Regionalplanfortschreibung wurden aus dem Waldgebiet Vorderer Bayerischer Wald 36,5 ha an Granitbauflächen entnommen. 36,5 ha an zusätzlicher Fläche stehen nunmehr Mensch, Tier und Natur zur Verfügung.
Aufgrund der besseren geologischen Verhältnisse und Steinqualität wurde GR 14 (südlich von Brennberg) vom regionalen Planungsverband um 48,99 ha reduziert und GR 15 (nordwestlich von Wiesent) mit 12 ha aufgenommen (Stand 21.12.2019). Beide Gebiete sind Eigentum von Thurn und Taxis und nur 9 km Luftlinie voneinander entfernt. Die Neuaufnahme von GR 15 ist als Tausch zu sehen, mit einer Reduzierung der Vorrangfläche Granit um 36,5 ha in diesem Gebiet und Erhöhung der Gesteinsgewinnungsqualität.
CO2-Einsparung durch lokalen Granitabbau
11,5 ha der 12,3 ha des geplanten Steinbruchgeländes sind bewaldet. Diese Waldfläche speichert aktuell ca. 1.350 t CO2. Angenommen, die Fläche bliebe unverändert, nähme der Wald in den nächsten 25 Jahren weitere ca. 2.630 t CO2 auf. Pro Jahr wären das durchschnittlich 105,2 t. Sollte der Steinbruch wie geplant entstehen, und die notwendige Rodung vorgenommen werden, könnten demnach 105,2 t pro Jahr nicht mehr gebunden werden.
Einer der entscheidenden Vorteile bei einer lokalen Rohstoffversorgung sind kürzere Transportwege. So auch in diesem Fall. Der Steinbruch Rauhenberg liegt näher an Regensburg als andere Produktionsstandorte: je nach Bedarf 20 bis 30 km. Laut Umweltbundesamt beträgt die CO2-Minimierung bei geringeren Transportwegen mit LKW 112 g/tkm. Bei einer Produktion von 200.000 t pro Jahr ergibt sich dadurch pro Jahr eine CO2-Einsparung von mindestens 448 t. Die Rodung des Waldes mit einbezogen werden somit pro Jahr 343 t CO2 eingespart.
Naturparadies aus Nutzflächen
Rohstoffgewinnende Unternehmen tragen eine hohe Verantwortung für die heimische Natur und Landschaft. Bereits vor Beginn der aktiven Gewinnungsphase werden deshalb mit Beteiligten aus dem Naturschutz und der Forschung, mit lokalen Behörden und Standortgemeinden, Pläne für eine spätere Renaturierung ausgearbeitet.
Ein ruhiges, intaktes, abwechslungsreiches sowie reizvolles Landschaftsbild bietet eine hohe Erholungsfunktion für den Menschen. Das bewaldete Gebiet der geplanten Grantiabbaufläche liegt nördlich der höchsten Erhebung am Rauhenberg (463 m ü. NN). Da in die Tiefe abgebaut wird, ergibt sich keine Beeinträchtigung des Landschaftsbilds. Auch wird nie die gesamte Bodenfläche gleichzeitig offen sein.
Schätzungen zufolge befinden sich in Bayern über 100 Granitsteinbrüche, die schwerpunktmäßig im Bayerischen Wald lokalisiert sind. Aus einer repräsentativen Untersuchung geht hervor, dass solche Granitsteinbrüche im Vergleich zum Umfeld überdurchschnittlich hohe Artenanzahl und Biotopausstattung auf meist kleinstem Raum aufweisen.
– Gilcher, S., und U. Tränkle: Steinbrüche und Gruben Bayerns und ihre Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz
Durch den fortschreitenden Abbaubetrieb über mehrere Jahre erfolgt eine schrittweise Rodung der Gesamtfläche in drei Abschnitten. Die gesamte Rodungsfläche von ca. 12 ha ist somit erst gegen Ende der Nutzungsdauer erreicht, je nach Gewinnungsfortschritt des Abbaus. Der Waldverlust wird durch Aufforstungsmaßnahmen und Aufwertungsmaßnahmen ausgeglichen. Auf die Gesamtfläche des Forstmühler Forsts bezogen, kommt es zu einem Waldflächenverlust von etwa 0,24%, wobei 90% dieser Waldfläche jünger als 40 Jahre ist.
Im Anschluss an die Flächennutzung werden ökologisch wertvolle Lebensräume erschaffen, in denen sich viel stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Besonders Amphibien und bestimmte Vogelarten profitieren von den besonderen Bedingungen in der Gewinnungsstätte.
Bayerns Steinbrüche und Gruben bieten 123 Vogelarten ein neues Zuhause. 51 davon gehören zu bedrohten Arten, die auf der Roten Liste stehen.
– Bayerischer Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V.
Außerhalb der Alpen sind derartige Lebensräume nur noch in Resten ihrer ursprünglichen Ausprägung vorhanden. Die rohstoffgewinnende Branche tut ihr Bestes, um umfänglich mehr zurückzugeben, als genutzt wird.
Ortsnahe Eigenversorgung mit Granit sichern
Da beim Granitabbau bis zu 30 Metern in die Tiefe abgebaut wird, sind die erforderlichen Eingriffe in die Natur, wie auch der Flächenverbrauch, geringer als etwa beim Kiesabbau.
Der Granitsteinbruch kann nach Renaturierung teilweise wieder als Waldfläche und Biotop genutzt werden und es verbleiben keine offenen Wasserflächen. Die stillgelegten, nicht verfüllten Steinbrüche sind für die Natur eine wertvolle Fläche. Geschützte Arten oder Lebensräume werden durch den geplanten Steinbruch bestenfalls geringfügig tangiert. Laut spezieller artenschutzrechtlicher Prüfung (saP) sind durch das Vorhaben keine gefährdeten Tierarten betroffen und nur sehr kleinflächig im Zuge der Querung eines kleinen Bachtälchens Feuchtvegetation.
Steinbruch: lebensraum für Tier- und Pflanzenwelt
Alle Maßnahmen der Rohstoff gewinnenden Industrie sind zeitlich begrenzt und in ein klar definiertes und behördlich genehmigtes Umwelt-, Gewinnungs- und Nachnutzungskonzept eingebunden, das auf Verantwortung für Mensch, Natur und Umwelt baut.
Die Uferschwalbe, der vor allem in Steinbrüchen lebende Uhu, die Gelbbauchunke und die Libelle sind nur einige Beispiele für gefährdete Tierarten, die heute fast nur noch in Steinbrüchen sowie Kies- und Sandgruben einen Lebensraum finden. Offengelassene und renaturierte Gewinnungsflächen bieten vielen bedrohten Arten Schutz und geeigneten Lebensraum, der zum Beispiel durch Flussbegradigungen und intensive landwirtschaftliche Nutzung verloren ging.
Der Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO), der sich unter anderem für die Implementierung einer Biodiversitätsdatenbank stark gemacht hat, hat in Gewinnungsstätten regelmäßig eine ganze Reihe von Tierarten angetroffen. Hier eine Auswahl:
- Felsbrüter wie Wanderfalke, Uhu, Dohle, Kolkrabe oder Mauerläufer in Felswänden
- verschiedene Fledermausarten in Felsspalten und baulichen Anlagen
- Bienenfresser, Uferschwalben und Uhus in Steilwänden aus Lockergestein
- Kreuzkröten, Wechselkröten, Gelbbauchunken und Knoblauchkröten in kleinen Tümpeln, Pioniergewässern und lockeren Böden
- Neuntöter, Baumpieper und Nager auf Sukzessionsflächen
Regelmäßig anzutreffende Biotope und Biotopstrukturen in Gewinnungsstätten sind nach Erkenntnissen des Bundesverbands Mineralische Rohstoffe e.V. zum Beispiel:
- Offene Felsbildungen, Felswände, Felsköpfe
- Steilwände aus Lockergestein
- Schutthalden
- Abraumhalden, Mutterbodenmieten
- Trockene, ebene Kies- und Sandbereiche oder trockene Abbausohlen
- Rohböden
- Mager-, Trocken- und Halbtrockenrasenflächen
- Schilfflächen
- Sukzessionsgehölze
- Stillgewässer, temporäre Kleingewässer, Pioniergewässer
- Fahrwege und Fahrwegrandbereiche
- Lagerplätze, bauliche Anlagen
Gewinnungsstätten wurden in den im Verlauf der vergangenen 20 Jahre positiv als „Artenturbo“ dokumentiert. Aus den daraus abzuleitenden Erfahrungen entstanden neue Unterstützungskonzepte, um während und nach der Gewinnung durch eine hohe Biotopvielfalt zusätzliche Ansiedlungsanreize für seltene Pflanzen und Tiere zu schaffen. Diese Win-Win-Situation ist ein Ergebnis des gelegten Nachhaltigkeitsansatzes der Unternehmen.
»Stillgelegte Steinbrüche und Gruben stellen für den Naturschutz äußerst wertvolle Flächen dar. In den unzugänglichen, ungestörten Bereichen siedeln sich zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten an. Steinbrüche mit steilen Wänden bieten z. B. Ersatzlebensraum für Uhu oder Wanderfalke.«
– Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Bei der Renaturierung des Steinbruchs am Rauhenberg werden sukzessive und zeitnah zum Abbaufortschritt neue, struktur- und abwechslungsreiche Lebensräume für tendenziell an extremere Standortbedingungen angepasste Arten geschaffen. Waldflächen werden wiederaufgeforstet, Auswirkungen durch das Abbauvorhaben auf bestehende Wasserschutzgebiete sind nicht erkennbar. Auch sind aufgrund der Kleinräumigkeit des Vorhabens im Bezug zum klimawirksam umliegenden und großräumigen Waldgebiet Forstmühler Forst keine Auswirkungen auf das regionale Klima zu erwarten.
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